Bauchgefühl Entscheidung ? Was ein Widerspruch zu dem Ansatz ist, eine möglichst gute und objektive Analyse des Kundenproblems führt zur besten Lösung, kann manchmal erfolgreicher sein.
Eine häufige Problemstellung, mit der Produktmanager aller Erfahrungsstufen konfrontiert sind, ist das Thema Priorisierung bzw. Prioritäten im Produkt Design. Nahezu jedes Meeting, jeder Workshop und jedes Kundeninterview birgt Potential für eine Anpassung des Basiskonzeptes, neue Produktfeatures oder Entscheidungen zu Lasten (oder zu Gunsten) des Produktpreises oder Produktwertes. Oftmals kommen Tools, wie Entscheidungsmatrizen zum Einsatz. Manchmal hilft jede noch so gute Analyse aber einfach nicht weiter, wenn es ein „Gap“ zwischen dem Wollen und Können gibt. Wie trefft ihr also bessere Entscheidungen und warum sind manchmal Bauchgefühl Entscheidungen besser?
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Bei Entscheidungen geht es um den Produktwert
Bei allen Produktentscheidungen sollten wir uns vor Augen führen, dass sie den Produktwert aus Kundensicht beeinflussen. Dieser lässt z.B. in einer Bewertungsmatrix festhalten. Gängige Methoden sind tabellarische Bewertungsmatrizen mit Punkte- und Wertangabe. Warum es Menschen generell schwierig fällt, Entscheidungen zu treffen und wie der Entscheidungsprozess abläuft, habe ich hier näher ausgeführt.
Häufig kommt aber die Berücksichtigungen der internen Kapazitäten zu kurz. Im Optimalfall erfolgt eine Wertebetrachtung also aus Sicht des «externen» Kunden und des «internen Kunden» . Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist dabei die Umsetzungsschwierigkeit. Und genau hier ist eine genaue und objektive Analyse fast unmöglich.
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Mit dem Bauchgefühl Entscheidung treffen
Nicht alles, was man sich als Produktmanager wünscht, kann auch realisiert werden. Diese Erkenntnis ist für viele Produktmanager hart.
Selbst wenn die externe Gewichtung noch so hoch ist, überfordern manche Produktwünsche die eigenen Entwicklungsfähigkeiten. Umgekehrt können manche Unsicherheiten zu Beginn eines Entwicklungsschrittes später ausgeräumt werden und die Realisierung ermöglichen. Dies zu erkennen erfordert Menschen- Methodenkenntnis und Erfahrung. Erst kürzlich bin ich in meiner Tätigkeit über ein Entwicklungsprojekt gestolpert, das sich im Zuge eines wiederholten Scheiterns in einem Anforderungspunkt seit Jahren im Kreis dreht. Dies geht massiv zu Lasten des ROI und schlimmer noch, ein solches Produkt hat auch im eigenen Unternehmen schon eine schlechte Reputation. Obwohl wir also den Produktwert aus «End» Kundensicht als oberste Priorität betrachten sollten, dürfen wir den Arbeitsaufwand und unsere Umsetzungsfähigkeiten nicht unterschätzen. Ein gutes Gespür und ein schnelles Feedback von Entwickler, Service und Produktionsbereichen ist daher unerlässlich. Deshalb sollten Produktmanager auch gelegentlich mit dem Bauchgefühl Entscheidungen treffen.
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Irrwege erhöhen die Ortskenntnis
Wenn man die Erkenntnis zulässt, dass sich nicht alles mit Matrizen, Entscheidungsbäumen und quantitativen Daten lösen lässt, können manche Entscheidungen auch guten Gewissens «aus dem Bauch heraus» getroffen werden. Dies soll kein Aufruf zur Willkür sein. Sämtliche Hilfsmittel, denen wir uns als Produktmanager bedienen, um Entscheidungen möglichst objektiv zu treffen, sollten Anwendung finden. Wenn wir zum Schluss aber trotz positiver Bewertung das «Bauchgefühl» haben, ein Produktfeature wird uns unnötig verzögern, unsere Entwicklungs- Produktions- oder Lieferkapazitäten übersteigen, Daten zum Marktpotential wären zu ungenau und die Anforderung «fühlt sich» falsch an, sollten wir dies auch in die Bewertung mit einfließen lassen und uns ggf. gegen etwas entscheiden, dass objektiv sinnvoll erscheint. Umgekehrt ist es wichtig, «Out of the box» Produktwünsche zuzulassen, wenn wir im Projekt etwas Luft haben und uns die ein oder andere Iteration leisten können. Ein Kollege hat mir in einer Diskussion einmal gesagt: «Irrwege erhöhen die Ortskenntnis». Dem schließe ich mich voll an.
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Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich übrigens hier.
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